Verständnis, Akzeptanz und Beistand

Besonders in Krisenzeiten zeigt sich die Wichtigkeit „sozialer Unterstützung“. Es ist keine subjektive Einschätzung Einzelner, dass man sich vor allem in belastenden Lebensphasen Verständnis, Akzeptanz und Beistand von seinem Umfeld wünscht. Das Gefühl, die Problematik nicht alleine bewältigen zu müssen, kann unheimlich hilfreich und heilsam sein und eine wertvolle Ressource, um mit der Situation umgehen zu können.

Um den Begriff der „sozialen Unterstützung“ zu konkretisieren, möchte ich einen Abschnitt aus einem Ratgeber zu Anpassungsstörungen zitieren (eine ausführliche Buchvorstellung folgt zeitnah):

„Unter sozialer Unterstützung versteht man die Wahrnehmung oder die (tatsächliche) Erfahrung, dass man geliebt, von anderen umsorgt und geschätzt wird. Man ist Teil eines sozialen Netzwerks, das wechselseitig Rückhalt und Beistand gewährt. Es gilt als zentrales menschliches Bedürfnis, im Geleit von langjährigen Vertrauten durch die Widrigkeiten des Lebens zu gehen, und sich mit einem stabilen Kreis sozialer Beziehungen zu umgeben.

Je unterschiedlicher und mannigfaltiger das Netzwerk dabei zusammengesetzt ist, desto wahrscheinlicher ist es, für ganz unterschiedliche Krisensituationen und zu bewältigende Aufgaben hilfreiche Ansprechpartner zur Verfügung zu haben.

Soziale Unterstützung kann dabei ganz unterschiedliche Facetten haben – sie kann emotional sein, sich in Zuwendung und Fürsorge äußern und dazu dienen, sich als Person wertgeschätzt und verstanden zu fühlen. Sie kann durch Übermittlung von Informationen gewährt werden und so dazu beitragen, den eigenen Wissensstand zu erweitern und damit in die Lage versetzt zu werden, die Situation und nötige nächste Schritte treffend einschätzen zu können. Und soziale Unterstützung kann konkret tatkräftig sein – und beispielsweise materielle Unterstützung umfassen – und so fehlende Ressourcen (vorübergehend) ausgleichen. 

Wichtig bei sozialer Unterstützung sind nicht die „objektiven Verhältnisse“, also etwa die Größe des sozialen Netzes gemessen in Köpfen, sondern vielmehr die subjektive Bewertung dieser sozialen Unterstützung: Soziale Unterstützung wirkt nur dann, wenn sie auch als solche wahrgenommen wird.“

(Quelle: Bengel, J. & Hubert, S. (2020). Der Umgang mit belastenden Lebensereignissen. Ein Ratgeber zu Anpassungsstörungen. Göttingen: Hogrefe.)

Aktuelle Fachliteratur erkennt die Bedeutung sozialer Unterstützung!

Diese Ausführungen sprechen auch mir – mit meiner eigenen Betroffenheit – aus der Seele.

Tatsächlich gibt es Situationen, die das vermeintlich stabile Konstrukt des sozialen Netzes zerreißen und das ganze Gefüge ins Wanken bringt. Bedauerlicherweise mussten auch wir diese Erfahrung machen: 

Unsere Erfahrungen

Wir konnten sehr schnell unseren Umgang mit der Muskelerkrankung unseres Sohnes finden und uns mit all den schönen Erlebnissen, die wir im Alltag sammeln durften, ein wertvolles und glückliches Leben einrichten. Nicht zuletzt machten dies unsere beiden Kinder möglich, die mit ihrer außergewöhnlich pfiffigen und liebevollen Art unserer Leben bereichert haben und uns die Dinge des Lebens mit neuen Augen sehen ließen.

Als jedoch unser Sohn unsere kleine Familie verlassen musste, kam unsere Welt – wie ein Mobile, dem ein Teil abgeschnitten wird – in Dysbalance.

Wir sind und bleiben eine verwaiste Familie. Amputiert und sich sehnend nach dem verlorenen Teil, der uns komplettieren würde.

Und doch: Wir haben soziale Unterstützung erfahren – oftmals von ganz anderer Seite als erwartet. Dafür sind wir unendlich dankbar; besonders, da wir erfahren haben, dass wirklich hilfreiche Unterstützung keine Selbstverständlichkeit ist.

Unsere Mission

In der Dankbarkeit für diese Hilfe und Stütze möchten wir anderen Familien, die Schweres verarbeiten müssen, eine zusätzliche „soziale Unterstützung“ im Sinne des zitierten Textes sein. 

Sehr gerne können Sie unsere Arbeit mit einer Spende unterstützen – viel wichtiger wäre uns aber an dieser Stelle, Sie sensibel zu machen für Ihr Umfeld: 

Haben Sie vielleicht in Ihrer Nachbarschaft oder an Ihrem Arbeitsplatz jemanden, der mit einem einschneidenden Erlebnis fertig werden muss? Schauen Sie nicht weg! Verlassen Sie sich nicht darauf, dass dieser Mensch schon von anderer Seite soziale Unterstützung bekommt! 

Ein verbindliches, aufrichtiges und wohlwollendes Gespräch, um zu zeigen, dass man mitfühlt – mehr braucht es oft nicht…

Kennen Sie eigentlich die umfangreiche Linkliste zu unseren Stiftungsthemen „Leben mit schwer bzw. selten erkranktem Kind“ und „Leben mit Trauer als verwaiste Familie“?