Adventszeit – Familienzeit

Der Advent war für mich früher eine der schönsten Zeiten im Jahr: Zusammen mit den Kindern haben wir das Haus weihnachtlich dekoriert, Plätzchen gebacken und uns jeden Sonntag auf das Anzünden einer weiteren Kerze am Adventskranz gefreut. Wir haben zusammen musiziert und es uns, wenn es schon früh am Nachmittag dunkel wurde, mit einem lustigen Zeichentrickfilm auf dem Sofa gemütlich gemacht. Das Schreiben des Wunschzettels ans Christkind mit dem vorherigen Durchforsten verschiedenster Spielwarenkataloge war ein aufregendes Highlight für sich. Ich bin dankbar für diese schönen Erinnerungen und doch führen mir diese Bilder erbarmungslos vor Augen, welchen Verlust wir als nun verwaiste Familie erlitten haben.

Wie soll Weihnachten „gefeiert“ werden?

Für mich als Mama ist es eine Gratwanderung. Auf der einen Seite möchte man für seine Familie auf dieser Welt da sein und ihnen – wenigstens ein bisschen wie früher – ein paar angenehmere Tage bereiten, auf der anderen Seite wird der Schmerz im Vorfeld des Weihnachtsfests noch stechender. Für uns, als trauernde Familien, gibt es nicht die Hoffnung, dass es nur ein Weihnachten im Leben ist, das man nicht zusammen feiern kann, dass es bald eine Impfung gibt, die Zusammenkünfte wieder möglich macht. Verwaiste Familien feiern nie wieder zusammen das Fest der Liebe und den hoffnungsvollen Start in ein neues Jahr. Und doch leben wir weiter. 

Zusammenhalt gibt Kraft

Die Last der Vorweihnachtszeit kann trauernden Eltern und Geschwistern nicht genommen werden und doch kann hilfreiche Unterstützung bei der Bewältigung dieser Zeit geleistet werden. Das Gefühl, dass man nicht allein auf dieser Welt mit dieser unnatürlichen Situation leben muss, kann eine kleine Entlastung sein.

Worldwide Candle Lighting

Vor diesem Hintergrund haben „The Compassionate Friends“, eine Vereinigung verwaister Eltern und Geschwister aus den USA, bereits im Jahr 1997 die Initiative des „Worldwide Candle Lightings“, des weltweiten Entzündens einer Kerze für jedes verstorbene Kind, ins Leben gerufen. Inzwischen hat sich diese Aktion als Weltgedenktag für verstorbene Kinder etabliert und so werden immer am zweiten Sonntag im Dezember um 19 Uhr der jeweiligen Landeszeit Kerzen ins Fenster gestellt, mit denen der Kinder, die schmerzlich vermisst werden, gedacht wird. Auf diese Weise entsteht durch die verschiedenen Zeitzonen auf der Welt eine nicht abreißende Welle des Lichts, die wie ein Band der Wärme die trauernden Familien weltweit verbindet.

Auch wir werden am heutigen Sonntag eine Kerze anzünden und spüren, dass wir nicht alleine sind und es Menschen gibt, die heute mit uns an unseren lieben Franzi denken und – nicht nur an diesem Tag – in Gedanken bei uns sind.

Kennen Sie eigentlich die umfangreiche Linkliste zu unseren Stiftungsthemen „Leben mit schwer bzw. selten erkranktem Kind“ und „Leben mit Trauer als verwaiste Familie“?